Geschichte von Kuckum

Kuckum ist eine ländliche Ortschaft der Stadt Erkelenz (Kreis Heinsberg). Das Dorf gehört seit 1972 zu Erkelenz. Kuckum liegt im Abbaugebiet des Braunkohletagebaues Garzweiler II und wird daher in der Zukunft umgesiedelt. Der Ort hat z.Zt. ca. 480 Einwohner.

Geografie

Bei Kuckum befindet sich das Quellgebiet der Niers. Er liegt am nördlichen Talrand der Niers in einer Höhe von 76-78 m über NN, das Gelände fällt im Süden leicht zur Niers ab, im Norden steigt es bis zu 84 m über NN an.

Lage

Kuckum liegt östlich von Erkelenz. Im Nordwesten liegt Wanlo (Stadt Mönchengladbach), im Osten Keyenberg, i Süden Oberwestrich und Unterwestrich, im Westen Kaulhausen, im Nordwesten Venrath.

Der Ortsnamen

Verschiedene Schreibweisen des Ortsnamens liegen vor. 1300 Kucheym, 1398 Kocheim, 1456 Kuckheim, 1470 Koukkum, 1474 Kockem und schliesslich 1535 Kuckum. Der Ortsname besteht aus dem Wort Kuch- oder Kuck und dem Grundwort –heim. Das Beiwort leitet sich von dem althochdeutschen Personennamen Gug oder Gugo ab. Die –heim Ortsnamen stammen aus der ältesten fränkischen Landnahmezeit. Orte aus dieser Periode wurden schon im 6. Jahrhundert gegründet.  Kuckum bedeutet: Heim des Gugo.

Geschichte

1385 gehörte Kuckum zum Dingstuhl Wanlo im Amt Kaster des Herzogtums Jülich. Diese Zugehörigkeit blieb bis 1794 bestehen.

Am 23. April 1758 zerstörte eine Feuersbrunst fast den gesamten Ort. Unter der französischen Herrschaft von 1794 bis 1814 wurde die Mairie Kuckum im Kanton Erkelenz errichtet. Sie bestand aus den Orten Berverath, Borschemich, Kaulhausen, Keyenberg, Kuckum, Venrath und Westrich.

Kuckum gelangte 1815 zum Königreich Preussen. Die ehemalige Mairie Kuckum wurde aufgehoben. Die bisherigen Orte dieser Mairie wurden in die neu gebildete Bürgermeisterei Keyenberg im Landkreis Erkelenz eingegliedert – aber ohne Kuckum. Das Dorf kam zur Bürgermeisterei Wanlo im Landkreis Grevenbroich. Im Jahre 1934 wurden Kuckum und Wanlo in die Gemeinde Wickrath eingemeindet. 1971 wurde Kuckum aus der Gemeinde Wanlo aus- und in die Stadt Erkelenz eingegliedert.

Religion

Die Bevölkerung ist mehrheitlich katholisch. Kuckum gehörte bis 1923 zur Pfarre Wanlo. 1535 wurde erstmals eine Kapelle erwähnt. Standort war ein kleiner Platz auf der Dorfstrasse an der Einmündung des Westricher Weges. 1794, noch vor dem Einmarsch der französischen Revolutionstruppen, wurde sie neu erbaut. Um eine größere Kirche zu erstellen, wurde 1888 ein Kapellenbauverein gegründet. Die Kapelle wurde abgerissen und an gleicher Stelle eine neugotische Kirche erbaut. 1890 wurde der Grundstein gelegt, die Kirche wurde 1891 schon benutzt und am 16. Mai 1893 geweiht. Am 10.Juli 1921 bekam Kuckum einen eigenen Pfarrrektor. Am 7. März 1923 wurde Kuckum zur Kapellengemeinde mit eigener Vermögensverwaltung erhoben. Die Kirche ist, wie ihr Vorgängerbau, die Kapelle dem Heiligen Kreuz geweiht. 1925 wurde ein Friedhof eingeweiht, bis dahin wurde der Friedhof in Wanlo benutzt Die evangelischen Einwohner gehören zur Gemeinde Wickrathberg.

Zeichen am Wege 

Auch in der kirchlichen Struktur traten in den letzten 100 Jahren grössere Änderungen auf. Nach langer Abhängigkeit von Wanlo wurde Kuckum Ende des 19. Jh. Selbständige Pfarre.

Registriert sind in Kuckum 2 Wegekreuze, 1 Friedhofskreuz, 1 Statue und 2 Ehrenmale. Das wertvollste Objekt steht an der ehem. Kuckumer Mühle; es handelt sich hierbei um ein barockes Wegekreuz von 1725.

Hof- und Wegekreuz, 1725

Ehem. Kuckumer Mühle

Privatbesitz

Höhe: 3,13 m; Blaustein.

Eindrucksvolles barockes Kreuz aus dem 18. Jh. Flache Basis – hochrechteckiger Sockel mit Inschrift – profilierter Zwischenblock mit einem Relief der „Mater dolorosa“ – Kreuzfuss – Balkenenden mit einfachen Nasen – Vierung verstärkt – profilierter Korpus.

Inschrift:

Anno 1725

Dieses Kreutz

haben Erben

Martin Schüller

und dessen Ehe-

frau Margaretha

Bos zu Ehren

Gottes aufe-

richten lassen

Der in der Inschrift erwähnte Martin Schüller besass die unmittelbar hinter den Hofgebäuden liegende Windmühle, die bis 1964 betrieben wurde.

Das Kreuz wird derzeit vom Besitzer, Familie Karl Heimann, unterhalten; die letzte Restauration fand in den 90er Jahren statt.

Missionskreuz, 1870  (Haus Gill)

In Kuckum

Privatbesitz

Die Andachtsstätte gleicht einer kleinen Kapelle. Die rechteckige Nische in einer Hauswand wurde noch vertieft durch zwei vorgebaute Pfeiler, die oben giebelförmig verbunden sind (Material = Ziegelstein)  – Höhe der vorderen Nische 2,45 m, Breite 1,30 m.

In der Nische steht auf einem Sockel ein Holzkreuz; es ist 1,00 m hoch und weist verhältnismässig breite und kunstvoll gestaltete Balken auf – mit spitzen Dreipassenden. Die beiden Büsten auf dem Podest symbolisieren Christus und Maria. Kerzenständer und –halter sowie Tür bestehen aus Eise.

Inschrift (auf dem Holzkreuz)

Rette

deine Seele

Mission

1870

Die Jahreszahl gibt einen Hinweis auf das Alter des Kreuzes.

Christus-Statue, Ende 19. Jh.

Portal der Herz-Jesu-Kirche

Höhe 1,50 ; Sandstein

Die neugotische Figur steht auf einem ornamental verzierten Podest und wird durch einen Baldachin mit abschliessender Engelsfigur geschützt.

Die Hauptfigur stellt den segnenden Christus dar und wurde Ende des 19. Jh. Aufgestellt, sogleich nach Abschluss der Bauarbeiten an der neuen Herz-Jesu-Kirche. Weitere Angaben hierfür liegen nicht vor.

Im Jahr 2007 wurde die Figur restauriert.

Ehrenmal, 1952

An der Pfarrkirche

Auf einem Steinsockel befindet sich ein Findling (Trachyt), darüber eine Kugel mit Kreuz.

Sockel: Höhe 1,20 m, Breite 1,70 , Tiefe: 0,37 m; Ziegelstein.

Findling: Höhe 0,80 m; Sandstein

Kugel und Kreuz: Höhe 0,90 m; Kupfer, patiniert.

Auf der Inschrifttafel mit dem Titel

Unseren Gefallenen

Sind 40 Namen der Opfer von Kriegen eingetragen, darunter 13 vom 1. Weltkrieg, 1 vom spanischen Bürgerkrieg und 26 vom 2. Weltkrieg. Die Anlage wurde 1952 eingeweiht.

Statuengruppe St. Maria Magdalena und Christus als Gedenkstätte, 1966

Kuckumer Quelle

Privatbesitz

Sockel: Höhe 1,15 m, Breite 1,28 m, Tiefe 1,00 m

Blendsteine (Ziegelsteine) in 2 Farben, wodurch vor allem in der Mitte das Symbol des Kreuzes deutlich sichtbar wird.

Statuen: Höhe 1,52 m (Maria Magdalena), 0,90 m (Christus); Sandstein

Die Gruppe stellt den leidenden Christus dar, der von der hl. Maria Magdalena gestützt wird. Ihr Gesicht ist aufgerichtet, doch voller Trauer, der Christus-Kopf ist dagegen gesenkt.

Das Denkmal dient als private Gedenkstätte von Winand Behren für den im letzten Krieg gefallenen Bruder Franz-Josef.

Friedhofskreuz, 1896

Der Kuckumer Friedhof existiert erst seit 1925; vorher wurden die

Toten des Dorfes in Wanlo beerdigt.

Höhe 3,18 m; Sandstein, Metallkorpus. 2 Stufen (0,46 m) – zweigliedriger Sockel – Inschriftblock, oben ornamental geschmückt, – Abschlussplatte – Kreuzfuss – Balken an den Kanten abgeschrägt.

Nach der Inschrift stiftete Josef Settels, damaliger Pfarrrektor, das Kreuz.Inschrift:

Der göttliche Heiland

leidet willig die grössten

Schmerzen am Kreuze.

Sollten nun wir nicht

für Göttes Ehre und die

Ewige Glückseligkeit des

Himmels unser Bestes thuen ?!

Dilig. volo Domine hon.

t.et glori Crux. Hanc.

Jos. Settels.past.erex.

a.D. 1896

Von der Errichtung und Geschichte der jetzigen Kapelle

„ Herz – Jesu – Kuckum „

Im Jahre 1888 schritten die Kuckumer zur Gründung eines Kapellenbauvereins, nachdem eine zum selben Zweck auf den 6. Januar 1885 einberufene Versammlung ohne greifbares Ergebnis geblieben, obschon damals besonders bei einem wohlhabenden und opferwilligen Einwohnen feste Absichten bestanden, durch beträchtliche Stiftungen die Errichtung einer Kapelle zu sichern.

Aus den Satzungen geht hervor, daß jeder Eingesessene des Dorfes, der sich an den freiwilligen Beiträgen beteiligte, Mitglied dieses Vereins werden konnte. Als Baustelle wurde, mit Ausnahme einer Stimme, der Platz gewählt, auf dem heute die Kapelle steht und der zu diesem Zwecke von Joseph Hurtz unter geldlicher Mithilfe der ganzen Dorfes von den Kindern der zu Kuckum verstorbenen Eheleute Peter Schmitz und Josepha Thelen gekauft und geschenkt worden war ( 27. Dezember 1889 ). Der am 20. Dez. 1888 gewählte Vorstand, verschaffte sich Plan und Kostenanschlag zum Bau der neuen Kapelle und reichte ihn dem Generalvikariat zu Köln zur Genehmigung ein. Diese erfolgte am 19. Juli 1889. Die Genehmigung der weltlichen Behörde geschah durch Verfügung vom 13. Oktober desselben Jahres. Am 1. Juni wurden die Maurerarbeiten übertragen, das Mauerwerk zum Preis von 2,60 Mark, die Überwölbung zu 2,50 Mark Quadratmeter. Die Dachausführungen wurden zum Preis von 70 Pfg. pro Quadratmeter gemacht.  Die Dachdeckerarbeiten  am Türmchen kosteten den Quadratmeter 1 Mark, die beiden Dachfenster 8 Mark, die Bleideckung im laufenden Meter 1,50 Mark. Das Bauholz wurde im Kubikmeter für 43 Mark geliefert. Der Pliesterer bekam 433,22 Mark einschließlich Stellung der Geräte nebst Gips und für die Abdeckung der Fensterbänke außen und innen mit Zement 50,- Mark. Am 29. Juni nahm der Vikar H. Köhler aus Wanlo, in Vertretung des durch Altersschwäche verhinderten Pfarrers Jansen, die Einsegnung des Grundsteins vor. In seiner ergreifenden Ansprache führte er aus, das neue dem hl. Herzen Jesu geweihte Gotteshaus möge zur wahren Gottesfurcht hinleiten, zu einer Stätte echten Gebetes und zur Belebung christlichen Sinnes dienen. Bei dieser und späteren Gelegenheiten flossen reiche Gaben zum Weiterbau. Um diesen machte sich in besonderer Weise Joseph Halcour verdient, dem unter vielen anderen zu verdanken ist, daß die ursprünglich kleiner geplante Kapelle die jetzige Größe hat. Nach Vollendung der Roharbeiten wurde das Gotteshaus im Sommer 1891 in Gebrauch genommen. Im August  desselben Jahres traf der Blitz das Türmchen, riss einen Teil der Ziegel herunter, richtete aber keinen weiteren Schaden an. Pfarrer Dorn von Wanlo segnete am 10. April 1893 die von dem aus Kuckum gebürtigen Pfarrer Heinrich Joseph Settels geschenkten zwei Glocken und nahm am 16. Mai 1893 die Einsegnung der Kapelle vor. Dabei dienten die Pfarrer Hintzen von Keyenberg und Emonds aus Venrath, sowie der im Ruhestand lebende Pfarrer Settels, der am selben Tag zum ersten Mal die hl. Messe in unserer Kapelle las. Zahlreiche Wohltäter werden bis zum Jahr 1893 aufgeführt: die Wasserrinne gab Jakob Hurtz, die Schützengesellschaft stiftete das Herz-Jesu Standbild am Giebel, die Ewiglicht-Lampe, die Reliquie des hl. Victorinus und des hl. Apostels Bartholomäus stammt von Pfarrer Settels. Weiterhin beteiligte sich Pfarrer Settels an 2 Chorfenster, J.P. Jansen und J.P. Hermanns je 1 Chorfenster,  Pfarrer Bläsen, Jakob Schumacher, Joseph Hurtz und Peter Mundt je 1 Fenster im Schiff. Ein Weihwasserbecken, sowie die Flurbelegung am Chor ist ein Geschenk von J.P. Hermanns, Bedielung und Belag des Schiffes schenkte F.P. Jansen. Die Kreuzwegbilder stammen aus Schenkungen von Hermanns und Jansen (1-7) Anton Schumacher ( 9 ) Joseph Hurtz ( 10 ) Pfarrer Settels (11-14). Nr. 8 wurde aus einem Graserlös bezahlt. Schlossermeister Joseph Halcour fertigte kostenlos die Kommunionbänke an, die Holzbänke schenkten: J.P. Hermanns, die beiden ersten, Fräulein Gertrud Jansen, die vier anderen. Von Joseph Hurtz stammt die Weihnachtskrippe mit 12 Figuren, von Pfarrer Settels das nunmehr auf dem Kirchhof stehende Steinkreuz. Ein altes, aber gutes und klangschönes Harmonium französischer Bauart, wurde am 30. Juni 1898 vom Pfarrer in Holzweiler gekauft. Die Anschaffungskosten von 180,- Mark konnten aus einer von Johann Helpenstein und Peter Hurtz abgehaltenen Sammlung gedeckt werden. Im Übrigen ist es unmöglich, alle Namen derer zu verzeichnen, die sich damals um die Ausstattung der Kapelle verdient gemacht haben. Im Oktober 1897 wurde die Kirche durch den Kirchenmaler Gustav Caspers aus Wanlo bemalt, eine Neubemalung fand 1912 statt. Im Jahr 1908 war es, als bald nach seiner Einführung Pfarrer Georg Hütten versprach, dafür zu sorgen, daß in Kuckum ständiger Gottesdienst eingerichtet werde. Seit dem 26. November desselben Jahres wurde täglich eine hl. Messe gelesen und zwar durch den aus Amerika beurlaubten Herrn Rektor Jakob Engels, gebürtig aus Glehn.

Mit der Einrichtung des täglichen Gottesdienstes lebte hier in Kuckum die Erinnerung an die seit alters in Wanlo bestehende kirchliche St. Antonius-Bruderschaft auf, die im Pfarrort seit 1894 ihre Prunkfeierlichkeiten eingestellt hatte, weil damals beim Aufzuge aus Versehen einer der Teilnehmer erschossen worden war. Die Dorfchronik weiß zu berichten, daß ein Teil des Vermögens zum Bau des Steinkreuzes an der Hochneukircher Straße in Wanlo verbraucht wurde. Der letzte König aus Kuckum, Johann Katz, verkaufte das Königssilber zum Preis von 50,- bis 60,- DM an einen Althändler. Das Geld stand auf dem Namen der Bruderschaft in der Kasse zu Wanlo. Um die alte Sitte des Königsvogelschusses wieder aufleben zu lassen, hat sich im Juni 1909 die „ Schützengesellschaft “ gebildet.

Persönlichkeiten

Doktor, Lehrer, Pfarrer, Fotograf, Unternehmer

Fünf Persönlichkeiten prägten Kuckum für viele Jahrzehnte

von Josef Schophoven +   und Hans-Jürgen Welters

Fünf bedeutende Menschen haben den kleinen Ort Kuckum in den letzten 100 Jahren maßgeblich mitgeprägt: Doktor, Lehrer, Pfarrer, Fotograf und Unternehmer. Ein „ Kind des Dorfes “ war Dr. Heinrich Henrichs, 1865 geboren; er blieb seinem Heimatort als „ Kuckumer Doktor “ bis  ins hohe Alter treu.   Der „ Rektor “,  Pfarrer Wilhelm Ohlert, 1888 in Engelgau/Eifel geboren, starb 1967 nach 43 -jähriger ununterbrochener Seelsorgertätigkeit in Kuckum. Auf vielen Gebieten, unter anderem als Bürgermeister,  wirkte in Kuckum von  1915 – 1957 der  1891 in Köln geborene Lehrer Egidius Post. Unser „Dorffotograf“ Helmut Clever ist auch ein Kuckumer Kind. Bundesverdienstkreuz,  Unternehmer Karlheinz Oellers aus Beckrath, Zeltverleih, annähernd 25 Jahre Brudermeister

Dr. med. Heinrich Henrichs

Als einfacher Landarzt hatte er sich um die Jahrhundertwende im weiten Umkreis der Niersquelle eine gewisse Berühmtheit erworben: Der „ Kuckumer Doktor “ Heinrich Henrichs.

Als Sohn des Landwirts Anton Henrichs und dessen Ehefrau Katharina, geb. Lievre, wurde er am 6. April 1865, in Kuckum geboren. Heinrich Henrichs besuchte zunächst die Dorfschule  seines Heimatortes, dann  das Progymnasium in Erkelenz, später das Gymnasium in Aachen, wo er 1887 sein Abitur bestand. Medizinische Studien betrieb er an den Universitäten Bonn und Greifswald. Nach dem medizinischen Staatsexamen erwarb er anschließende wertvolle  wissenschaftliche  und  praktische Erfahrungen in der  Behandlung von Hals-,  Nasen-   und Ohrenleiden.  Nach  mehrjähriger  Tätigkeit an  Universitätskliniken ließ er sich am  18. Mai 1897 in Kuckum als Arzt nieder und heiratete am 23. November 1898 Josepha Feist, die ihm eine Tochter schenkte. Als Landarzt erwarb sich Dr. Henrichs einen weitreichenden Ruf. Aus dem weiten  Umkreis,  auch aus  den Städten  Mönchengladbach  und Rheydt, kamen Kranke zu ihm,  und zwar meist dann, wenn sie von anderer Seite keine Hilfe mehr erwarteten. Worin lag das Geheimnis seines Erfolgs? Ein von ihm Geheilter schlug vor, man solle auf Henrichs Grabstein die Worte – frei nach Goethe – setzen: „ Alle menschlichen Gebrechen heilet reine Menschlichkeit “.

Dr. Heinrich Henrichs opferte seine ganze Kraft und sein ärztliches Können dem Dienst an leidenden Menschen aus allen Ständen und Berufen. Es verdient bemerkt zu werden, dass er bis ins hohe Alter alle Wege, oft sehr weite Strecken, mit dem Fahrrad zurückgelegt hat.  Zusammengerechnet hätte er wohl mehrmals den Erdball umkreist.  Besonders während des ersten Weltkrieges hatte er, nach kurzer Einberufung zum Kriegsdienst,  aus christlicher  Verantwortung heraus Übermenschliches geleistet.  Auch  im zweiten Weltkrieg  betrachtete er es als  Pflicht, so lange seinen Platz auszufüllen,  wie seine  Kräfte es zuließen. Bis ins hohe Alter befolgte er den  Grundsatz:  „ Ein pflichtbewußter  Arzt denkt an sich selbst zu Letzt “. Er war der Prototyp des Landarztes, der bodenständig, aus innerer Berufung den Patienten seiner Heimat unschätzbare Dienste geleistet hat, ohne Nach Dank und materiellem Lohn zu heischen. Dr. Henrichs starb 83-jährig am 18. Januar 1948 in Kuckum.

Lehrer Egidius Post

Über vier Jahrzehnte war Egidius Post in Kuckum als Lehrer tätig. Weit über den Ort hinaus wurde er durch seine schriftstellerische und Vortragstätigkeit bekannt und anerkannt. Seinem grossen Vorbild Anton Heinen folgend wirkte Egidius Post auf den Gebieten der Pädagogik und allgemeinen Volksbildung.

Der am 25. Juli 1891 in Köln geborene Egidius Post besuchte von 1908 bis 1911 das Lehrerseminar in Kornelimünster und erhielt 1911 die erste Lehrerstelle an der einklassigen Schule im Eifelort Neidingen bei St. Vith. Nach seiner zweiten Prüfung am 28. März 1914 wurde er am 1. Juni desselben Jahres Lehrer in Borschemich; am 1. April 1915 trat er ausgestattet mit hervorragenden Fähigkeiten als Lehrer die Stelle in Kuckum an. Bis zum 1. April 1957 wirkte er an der einklassigen Schule mit ausgezeichnetem Erfolg und ging dann wegen Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand. Während seiner 42-jährigen Tätigkeit besuchten 356 Kinder die Kuckumer Schule ( Siehe auch „Kuckumer Schulchronik“ von Josef Schophoven, Stadtarchiv Erkelenz )

Sein emsiges Schaffen auf überaus vielseitigen Gebieten wurde mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes a 18 Dezember 1957 gekrönt.

Egidius Post fand durch sein Wirken im Lehrerverband im sozialpädagogischen Ausschuss ebenso wie durch seine schulische Tätigkeit

Die Anerkennung seiner Kolleginnen und Kollegen, der Schulbehörden und zahlreicher führender Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Ganz besonders anerkennenswert ist seine Tätigkeit ausserhalb der Schule in der gemeindlichen Arbeit und im Wirken für die örtliche Gemeinschaft. Er war recht erfolgreich tätig, nicht nur als Gemeindeverordneter der damaligen Gemeinde Wanlo (später Gemeinde Wickrath), als Ortsvorsteher von Kuckum und Mitarbeiter des gemeindlichen Mitteilungsblattes, dem „Niersboten“, sondern auch als Organist und Dirigent im Pfarr- Rektorat Kuckum, als Kirchenvorstandsmitglied sowie Helfer und Gruppenführer im Deutschen Roten Kreuz.

Am 2. März 1945 wurde Egidius Post von der Besatzungsmacht zum Bürgermeister bestellt, dessen Hauptaufgabe darin bestand, die einheimische Bevölkerung in allen Angelegenheiten zu betreuen.

Vor alle muss hingewiesen werden auf das Wirken von Egidius Post für die Dorfgemeinschaft und die einzelnen Bewohner in vielen Dingen. Es gab in Kuckum ein Haus, das nicht seinen Rat und seine Hilfe in Anspruch genommen hat. Er stand jedem bei, soweit es ihr irgendwie möglich war. Was alles machte in Kuckum nicht wie selbstverständlich „der Lehrer“!

Schule, Gemeinde, Dorfgemeinschaft und weite Kreise darüber hinaus schulden dem erfolgreiche Pädagogen und Förderer der Gemeinschaftsbelange Dank und Anerkennung. Egidius Post starb am 20. März 1965 in Wickrath.

Pfarrer  Johann Wilhelm Ohlert

Der Rektor, wie er in Kuckum genannt wurde, war ein echtes Kind der Eifel. Am 30. August 1888 erblickte er in Engelgau/-Kreis Schleiden das Licht der Welt. Sein Vater war Landwirt du später Kassenrendant im gesamten Pfarrsprengen Zingsheim, zu dem Engelgau gehörte.

Zunächst besuchte der junge Wilhelm Ohlert die Volksschule in Zingsheim, wo er bald zu den Eifrigsten zählte und manches Lob von seinen Lehrern hören durfte. Sein Weg führte ihn 1901 weiter ins Gymnasium Münstereifel. Schon in diesen Jahren entdeckte er seine Liebe zum Wandern durch die Eifellandschaft. Nach dem Abitur im Jahr 1909, das der fleissige Schüler glänzend bestand, besuchte er die Universität in Bonn, wo er sich an der theologischen Fakultät immatrikulierte. Zunächst blieb er an den Gestaden des Rheins: In der Domstadt Köln besuchte er das Priesterseminar und bereitetet sich auf die Weihen vor. Unvergesslich blieb Wilhelm Ohlert der 15. Februar 1913 als er aus der Hand Weihbischof Dr. Josef Müllers die Priesterweihe erhielt. Die feierliche Priesterweihe fand, wie damals bei fast allen Weihen im Erzbistum üblich war, unter dem gewaltigen Gewölbe der gotischen Kathedrale am Rhein statt.

Die ersten Jahre nach seiner Weihe verbrachte Wilhelm Ohlert als Assistent im Konvikt zu Münstereifel. Hier verdiente er sich die „ersten ‚Sporen“, denn im Jahr 1922 wurde er als Präses des dortigen Konvikts nach Erkelenz berufen. Dieses Amt übte er jedoch nur ein Jahr lang aus, da das Konvikt 1923 von den Salesianer-Patres aus Overbach übernommen wurde. Von diesem einen Jahr wusste er später in leuchtenden Farben zu berichten. Seine grosse Liebe galt der barocken Paterskirche, die leiden den Bomben des zweiten Weltkrieges aus Opfer fiel.

1923 kam Wilhelm Ohlert nach Kuckum und übernahm das Pfarr-Rektorat. 15 Jahre später konnte er dort sein silbernes Priesterjubiläum begehen. Die Jahre vergingen, aber Pfarr-Rektor Ohlert blieb den Kuckumern treu. Nachdem im zweiten Weltkrieg die grosse Glocke zerstört worden war, wurde ein neuer Glockenklang fällig. Zwei neue Glocken wurden aus dem Erlös seiner Sammlung zum vierzigjährigen Priesterjubiläum des Pfarrers bezahlt. Die verbliebene kleine Glocke wurde in Tausch gegeben.

1963 konnte Pfarrer Ohlert in Kuckum sein goldenes Priesterjubiläum feiern. Über seine Festandenken schrieb er die Worte: „Auf dich, o Herr, habe ich gehofft und werden in Ewigkeit nicht zuschanden!“ Nach diesen Worten gestaltete er sein ganzes Priesterleben, besonders in den 43 Jahren, in denen er an der Herz-Jesu-Kirche in Kuckum Seelsorger war. Drei Jahre später trat er in den wohlverdienten Ruhestand, um den er beim Bischof in Aachen schon fünf Jahre zuvor gebeten hatte. Die Pensionierung brachte für den alten Mann jedoch einen Wermutstropfen: Er konnte seine vertraute Wohnung nicht behalten und musste nach Wickrath ziehen. Kurz nach dem Weihnachtsfest erkrankte Wilhelm Ohlert so schwer, dass man täglich mit seinem Ableben rechnen musste.

Am 22. Juni 1967 ist Pfarrer i.R. Ohlert nach ununterbrochener 43-jähriger seelsorgerischer Tätigkeit in Kuckum von uns gegangen. Er starb im 55. Jahr seines Priestertums. Seine Beerdigung war für die Ortsbewohner ein dunkler Punkt: Ihr Pfarrer wurde nicht auf dem Kuckumer Friedhof begraben. Trotzdem waren zu seiner Beerdigung viele seiner ehemaligen Pfarrkinder nach Zingsheim gekommen, um ihrem „Rektor“ die letzte Ehre zu erweisen.

Nach diesen drei bedeutenden Persönlichkeiten des Ortes Kuckum wurden hier Strassen benannt.

Helmut Clever +

Bundesverdienstkreuz, Fotograf , Kuckumer,  Bruderschaftler

Karlheinz Oellers (sen.)

Unternehmer, eingeheirateter,  Sebastianus Ehrenkreuz, Brudermeister